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F. Chopin, Concerto in e, op. 11. |
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Quelle: F. Chopin, Concertos,
Urtext, Polskie Wydawnictwo Muzyczne, 1976, p. 5-58. Die Struktur des Kopfsatzes. 1. Grobstruktur:
Die Taktanzahlen der 3 Teile des Konzert-Kopfsatzes in e-moll übertreffen diejenigen des kompakten Schwestern-Werkes in f-moll bei weitem, sodaß in der Tat die Bezeichnung "Grand Concert" gerechtfertigt ist. Allerdings wird dieser Effekt durch den 4/4-Takt beim f-moll Konzert gegenüber dem hier vorliegenden 3/4-Takt teilweise wieder kompensiert. 2. Feinstruktur:
Die Verzweigung als Unterschied zwischen Exposition und Reprise. Das Hauptthema und die Zwischengruppe erscheinen sowohl in der Exposition als auch in der Reprise übereinstimmend in der Grundtonart e moll. Demgegenüber wendet Chopin auf das Seitenthema (E Dur in der Exposition und G Dur in der Reprise) eine kleine Terzverschiebung aufwärts an, die er durch Verzweigungen in der Zwischengruppe vorbereitet: in der Exposition moduliert er in [203] von B7-9- nach C7-, in der Reprise hingegen in [558] von B7-9- nach D7-. Psychologisch wohlüberlegt gestaltet Chopin die Reprise (3.2) beruhigend, indem er in [558] zu einer äußerst wohlklingenden Kette von zarten Trillern und aufwärtsstrebenden Skalen schwenkt, während er an der analogen Stelle [203] in der Exposition (1.2) auf abrupte Weise mit aufwühlenden, durch Doppelgriffe gespickten Passagen fortfährt, die den russisch-despotischen Stil von P. I. Chaikovski vorwegnehmen. Die Jagd-Szene als Schlussgruppe der Exposition. Der mit Abstand fröhlichste und ausgelassenste Teil (1.4) des Kopfsatzes beginnt in strahlendem E-Dur mit einem jauchzenden hinaufstrebenden Motiv. Die anschließenden raschen Wechsel zwischen barock enggeführten, beidhändigen Sechzehntel-Figuren und plötzlichen extremen Dehnungen zu Dezimen-Arpeggien sind technisch äußerst delikat. Nach einer lieblichen zarten Zwischenmelodie schließen sich die nächsten technischen Hürden an: zuerst jagdhorn-ähnliche Terzen-Motive, die einen sehr beweglichen Daumen der Rechten erfordern und unmittelbar darauf in ungewohnten, etwas mystischen Harmonien Passagen die dem 4. und 5. Finger der Linken eine wahrhafte Akrobatik zumuten.
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