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J. S. Bach, Praeludium in D, BWV 850. |
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Quelle: J. S. Bach, Das Wohltemperierte Klavier, Teil 1,
Urtext, G. Henle Verlag, 1970, p. 24-25. 1. Eindruck. Das D-Dur Präludium ist ein barockes Virtuosenstück mit Exposition, Durchführung, Reprise, Coda und Rezitativ. Sein Grundcharakter ist fröhlich und, bei entsprechender Interpretation, sogar swingend. Das Jazz- beziehungsweise Sirtakis-Feeling erreicht man einerseits durch beidhändige Legato-Technik (Viertel statt Achtel in der Linken als Walking Bass) und andererseits durch Akzentuierung der zahlreichen vorzeitigen, taktübergreifenden Motivanfänge (etwa vor den Takten [10,11,18,19]). Am Ende der Coda wird die Stimmung jauchzend und frohlockend (Takte [27-28]), schwenkt dann aber jäh ins Dramatische und barock Affektierte um (Takte [29-34]). 2. Feinmotorik. Das Präludium verlangt eine sehr leicht bewegliche geläufige Rechte und am Schluß der Coda auch eine entsprechend geübte Linke. Ferner sollte der Interpret allfällige Scheu vor häufigem Daumen-Einsatz auf schwarzen Tasten ablegen. Das Grundthema des Präludiums mag Chopin wohl als Inspiration für seine Étude op. 10/8 in F-Dur gedient haben. Anders 'rum gesehen ist Chopin's Étude eine bestens geeignete Vorstudie für Bach's Präludium. Das Tempo von 132 Vierteln pro Minute erreicht man am besten durch ein sanftes Abrollen der Finger auf den Tasten bei lockeren Handgelenken, ganz wie in der erwähnten Étude von Chopin. Mit einer hämmernden Non-Legato-Technik, starren Handgelenken und zu hohen Fingerbewegungen wird man es wohl kaum schaffen. 3. Harmonische Analyse. 3.1. Zunächst die Exposition auf der Tonika (Takte [1-5]):
Bach läßt die Harmonien also streng im Quintenzirkel oder nach der Dur-Moll-Parallelität fortschreiten. 3.2. Zum Vergleich nehme ich gleich die Reprise auf der Subdominante vorweg (Takte [20-24]):
Also eine perfekte Analogie zur Exposition, allerdings auf die Subdominante verschoben. 3.3. Die Durchführung ist die umfangreichste Phase (Takte [6-19]):
Auch hier gibt es eine perfekte Analogie zwischen den Takten [8-11] und [16-19] (ausgenommen die jeweils zweite Harmonie in Takt [11] und [19]), wobei die letzteren um eine Quint nach unten verschoben sind. Durch geschickten Dur-Moll-Wechsel schafft Bach Abwechslung in den streng eingehaltenen Quintenzirkel- und Parallel-Fortschreitungen. Ein Absteigen der Melodieführung in den Takten [13-14] und ein Aufsteigen der Begleitung in Takt [15] bewirkt in den Takten [15-16] eine Engführung der Stimmen. 3.4. An die Reprise schliesst die Coda auf der Tonika an (Takte [25-32]):
In den Takten [27-29] und [32-33] liegt ein Orgelpunkt auf der Dominante A. 3.5. Zuletzt das barock affektierte Rezitativ (Takte [33-35]):
Das Tempo muss im Rezitativ stark zurückgenommen werden. Ich führe auch den zweiten Akkord im Takt [34] als Arpeggio aus und lege einen starken Akzent auf den höchsten Ton jedes Akkordes in den Takten [33-35]. |
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